Rohstoff-Fieber – Ein Blick ins Herz der Finsternis der Globalisierung

Die voll besetzte Aula des Berufskollegs an der Lindenstraße (BKaL) war am 3. April 2025 Schauplatz einer bewegenden Veranstaltung zum Thema „Rohstoff-Fieber – unser Konsum, unsere Sicherheit und der Krieg im Kongo“. Organisiert von den Lehrkräften, Dr. Ulrich Carp und Irene Martschukat, in Zusammenarbeit mit dem Theater im Bauturm und Engagement Global, ermöglichte die Veranstaltung den Schülerinnen und Schülern der Bildungsgänge FOS Polizei, FOS und Wirtschaftsgymnasium einen intensiven Einblick in die Hintergründe des Bürgerkriegs im Kongo und die Auswirkungen des globalen Rohstoffhandels.

Im ersten Teil der Veranstaltung erklärte der Jugendoffizier der Bundeswehr, Jean-Pascal Östreich, die geschichtlichen Zusammenhänge des Konflikts. Im zweiten Teil berührte die Lebensgeschichte von Yves Ndagano in Form eines Interviews mit dem Theatermacher Laurenz Leky die Anwesenden.

Yves Ndagano lernte Laurenz Leky Mitte der 2010er Jahre kennen, als dieser Theaterprojekte im Kongo als Mittel zur Konfliktlösung erprobte. Ndagano, der als Zehnjähriger entführt und als Kindersoldat rekrutiert worden war, fand im Theater einen Weg, seine traumatische Vergangenheit zu verarbeiten. Seine Geschichte brachte er zunächst mit einer Holzpuppe auf die Bühne des Theaters im Bauturm in Köln und verarbeitete sie später während der Corona-Pandemie in einem Film.

In den Medien wurden die blutigen Auseinandersetzungen im Kongo zu Beginn der 2000er Jahre teilweise als „Playstation Wars“ bezeichnet, da Bürgerkriegsparteien durch den Verkauf wertvoller Rohstoffe wie Coltan und Kobalt finanziert wurden. Diese Rohstoffe werden bis heute, oft unter unmenschlichen Bedingungen, auch von Kindern in Minen im Osten der Demokratischen Republik Kongo gefördert. Coltan ist besonders begehrt, da es für Kondensatoren in Smartphones, Spielkonsolen und anderen elektronischen Geräten, einschließlich KI-Technologien, essenziell ist.

Yves Ndagano schilderte in seinem Film „Coltan Fever – Connecting People“ die dunkle Seite dieses globalen Rohstoffhungers. Er erzählte, wie seine Zeit als Kindersoldat ihn von seiner Familie entfremdete. Nach seiner Befreiung durch eine NGO konnte er nicht in sein Heimatdorf zurückkehren. Die Milizen binden die Kinder nämlich oft an sich, indem sie sie Gräueltaten in ihren Heimatdörfern begehen lassen. So lebte er zeitweise auf der Straße und arbeitete schließlich als Schürfer in einer Coltanmine in Goma.

Seine persönliche Rettung war das Theater, welches ihm half, wieder eine Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen. Über die Zusammenarbeit mit dem Theater im Bauturm erhielt er ein Stipendium für ein Filmstudium in Köln. Sein Ziel ist es, das erworbene Wissen an die junge Generation im Kongo weiterzugeben, um Bildung als Wegweiser in eine stabilere Zukunft zu fördern.

Die Schülerinnen und Schüler der Veranstaltung waren sichtlich bewegt. Während Yves Ndaganos Vortrag herrschte in der Aula eine ergreifende Stille. Diese emotionale Resonanz zeigte sich auch in vergangenen Jahren: Bereits 2019 und 2023 hatten frühere Klassen das Theaterstück beziehungsweise den Film von Ndagano erlebt.

Das Berufskolleg an der Lindenstraße kooperiert seit Jahren mit dem Theater im Bauturm und Engagement Global, die als Sponsor der Veranstaltung auftraten. Mit dieser Zusammenarbeit und ihrer Werteorientierung fördert die Schule die Idee des nachhaltigen Wirtschaftens und vermittelt die komplexen Zusammenhänge ökonomischen Handelns.

BKaL/ Lamers