Justizfachangestellte

Berufsbezeichnung und Abschlüsse
Justizfachangestellter/Justizfachangestellte legen am Ende der Ausbildung eine zentrale Abschlussprüfung beim zuständigen Oberlandesgericht ab. Nach erfolgreicher Prüfung zur/zum Justizfachangestellten endet die Ausbildung.
Dauer und Organisation der Ausbildung

Der Unterricht erfolgt in Teilzeit. Die Auszubildenden besuchen zweimal wöchentlich das Berufskolleg an der Lindenstraße. Die Ausbildung wird in Nordrhein-Westfalen grundsätzlich als verkürzte zweieinhalbjährige Ausbildung durchgeführt. Voraussetzung für die Verkürzung der Ausbildungszeit ist die Fachoberschulreife.
Am Berufskolleg an der Lindenstraße findet für die 10 Amtsgerichte aus dem Bezirk des Oberlandesgerichtes Köln der schulische Teil der Ausbildung statt. In den Amtsgerichten findet der praktische Teil sowie der innerbetriebliche Unterricht statt.

Voraussetzungen
Für eine Ausbildung zur Justizfachangestellten/zum Justizfachangestellten sind die Fachoberschulreife oder ein gleichwertiger Schulabschluss erforderlich.
Anschlussmöglichkeiten

In Ausbildungszentren der Justiz besteht im Anschluss an die Ausbildung die bspw. Möglichkeit zur Fortbildung für eine Tätigkeit als Beamter/Beamtin des mittleren Justizdienstes. Justizfachangestellte mit Hochschulreife können im Anschluss an die Ausbildung an einer Fachhochschule Rechtspflege studieren.
Durch die umfassende Ausbildung ist aber auch eine Anstellung in einem anderen Verwaltungsbereich wie zum Beispiel in der Sozialversicherung möglich.

Fächer / Lernfelder
  Unterstufe Mittelstufe Oberstufe
  Wochenstunden
1. Halbjahr
Wochenstunden
2. Halbjahr
Wochenstunden
1. Halbjahr
Wochenstunden
2. Halbjahr
Wochenstunden
1. Halbjahr
I. Berufsbezogener Lernbereich
Allgemeine Wirtschaftslehre (1 und 2) 5 5 3 3 3
Rechtskunde (1 und 2) 3 3 5 5 4
Datenverarbeitung     2    
Textverarbeitung 2     2 2
II. Berufsübergreifender Lernbereich
Politik    1 1 1 1 1
Deutsch 2     2 1
Religion   2      
Sport   2     2
Englisch     2    
III. Differenzierungsbereich
Zusatzkurs DV   2      
Wochenstundenzahl im Halbjahr 13 15 13 13 13
Wochenstundenzahl im Jahr 14 13 6,5

Zuordnung der Lernfelder zu den Fächern:

1.    Jahr

Fach
Lernfelder
Allgemeine Wirtschaftslehre
  • Eintritt in das Berufsleben (Lernfeld 1)
  • Beschäftigung im öffentlichen Dienst (Lernfeld 2)
  • Rechtliches Handeln in Beruf und Gesellschaft (Lernfeld 4)
Textverarbeitung/Datenverarbeitung
  • Rechnergestützte Textverarbeitung (Lernfeld 11)
Recht
  • Mitwirkung im Strafverfahren (Lernfeld 5)
  • Mitwirkung im Mahnverfahren und bei der Vorbereitung des Klageverfahrens (Lernfeld 6)

 

2.    Jahr

Fach
Lernfelder
Allgemeine Wirtschaftslehre
  • Wirtschaftliches Handeln im öffentlichen Dienst und in der Gesellschaft (Lernfeld 3)
Textverarbeitung/Datenverarbeitung
  • Textgestaltung und Textautomation (Lernfeld 12)
Recht
  • Mitwirkung im Zivilverfahren einschließlich Zwangsvollstreckung (Lernfeld 7)
  • Mitwirkung in familienrechtlichen Angelegenheiten (Lernfeld 8)
  • Mitwirkung in Grundbuchangelegenheiten (Lernfeld 9)



3.    Jahr

Fach
Lernfelder
Allgemeine Wirtschaftslehre
  • Wirtschaftliches Handeln im öffentlichen Dienst und in der Gesellschaft (Lernfeld 3)
Recht
  • Mitwirkung in Erbschaftsangelegenheiten (Lernfeld 10)
Ausbildungsprofil

Damit bei Gericht alle wichtigen Vorgänge reibungslos ablaufen, bedarf es gut ausgebildeter Alleskönner. Diese Aufgabe übernehmen vor Gericht die Justizfachangestellten. Sie erledigen alle anfallenden Sekretariatsaufgaben in enger Zusammenarbeit mit Richtern, Rechtspflegern, Staatsanwälten und Notaren. Außerdem sind sie häufig erste Ansprechpartner für Bürger und Bürgerinnen. Dabei nehmen Justizfachangestellte grundsätzlich büroorganisatorische und verwaltende Aufgaben bei Gerichten und Staatsanwaltschaften wahr und sind dabei überwiegend in Serviceeinheiten in verschiedenen Fachgebieten tätig.
Im Zivil- und Strafprozess führen Justizfachangestellte beispielsweise während einer Verhandlung Protokoll, sie nehmen Ladungen von Amts vor, fertigen wichtige Schriftstücke wie Urteilsverkündigungen, Anklageschriften und Verfügungen an und veranlassen deren Beglaubigung und Zustellung.
Im Zwangsvollstreckungs- und Insolvenzverfahren müssen sie Schuldnerlisten führen, Veröffentlichungen in Insolvenzverfahren veranlassen und Einträge in die Insolvenztabelle vornehmen.
Im Grundbuch bearbeiten Justizfachangestellte Eintragungen, Änderungen und Löschungen. Zudem gewähren sie auf Antrag Einsicht in das Grundbuch oder versenden Grundbuchauszüge.
Im Rahmen von Vormundschaften und Betreuungen arbeiten sie auch bei Vormundschaftsangelegenheiten mit, insbesondere bei Anträgen auf Bestellung eines Betreuers.
Zudem sind Justizfachangestellte aber bspw. auch in Ehe-, Familien- und Nachlassachen sowie bei Eintragungen oder Änderungen in sonstigen Registerangelegenheiten tätig.

In der Schule werden neben diesen justizspezifischen Inhalten auch Lerninhalte aus dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung vermittelt. Somit werden Auszubildende nicht nur für Tätigkeiten bei Gericht, sondern auch für den außergerichtlichen Arbeitsmarkt qualifiziert. Damit wird diesen ebenfalls eine Anschlussbeschäftigung bei anderen Arbeitgebern ermöglicht. Darüber hinaus werden Auszubildende im Rahmen der schulischen Ausbildung in wesentlichen Methodenkompetenzen gefördert, die sie in ihrem künftigen Berufsleben benötigen, da ein statisches Wissen in einer sich wandelnden Berufswelt nicht ausreicht. Fachliche und methodische Qualifizierung sowie Service- und Bürgerorientierung sind also zentrale Bezugspunkte in der schulischen Ausbildung zur/zum Justizfachangestellten am Berufskolleg an der Lindenstraße.

Der Bildungsgang arbeitet in enger Kooperation mit den ausbildenden Amtsgerichten und dem OLG Köln. Theorie und Praxis werden aufeinander abgestimmt und ergänzen sich im Rahmen des dualen Berufsausbildungssystems. Dies manifestiert sich unter anderem in jährlich stattfindenden Probezeitkonferenzen, regelmäßigen Absprachen und einer besonders intensiven Lernortkooperation.

Im Oberlandesgerichtsbezirk Köln bilden folgende Amtsgerichte aus:
• Aachen
• Bergheim
• Bergisch Gladbach
• Bonn
• Düren
• Gummersbach
• Köln
• Leverkusen
• Schleiden
• Siegburg
Darüber hinaus bieten Amtsgerichte der OLG-Bezirke Hamm und Düsseldorf diese Ausbildung in Nordrhein-Westfalen an.

Weitergehende Informationen finden Sie unter:
https://www.justiz.nrw.de/Gerichte_Behoerden/Stellen/ausbildung/berufe/justizfachangestellte/index.php

Zusatzqualifikationen / Zertifikate / Wahlmöglichkeiten

Während der Berufsschulzeit haben die Auszubildenden Gelegenheit, folgende Zertifikate zu erwerben:

Justizspezifische Textverarbeitung

Im 5. und somit letzten Ausbildungshalbjahr erhalten die Auszubildenden dieses Zertifikat. Zertifiziert wird dabei:

  1. der Umgang mit der TV-Software,
  2. die Fähigkeit justizspezifische Schreiben zu verfassen und
  3. die Schreibgeschwindigkeit 
Prüfungen

Zwischenprüfung

Die Zwischenprüfung findet zu Beginn des zweiten Ausbildungslehrjahres (i.d.R. im September) statt. Sie wird schriftlich, anhand praxisbezogener Aufgaben oder Fälle, in höchstens 180 Minuten in folgenden Fächern durchgeführt:

  1. Gerichtliche Verfahrensabläufe
  2. Büroorganisation
  3. Wirtschafts- und Sozialkunde.


Abschlussprüfung

Die Abschlussprüfung umfasst einen schriftlichen  und einen praktischen Teil. Die schriftlichen Prüfungen werden in folgenden Prüfungsfächern durchgeführt:

schriftliche Prüfungsfächer Prüfungszeit
1. gerichtliche Verfahrensabläufe max. 120 Min.
2. Büroorganisation   max. 90 Min.
3. Wirtschafts- und Sozialkunde max. 90 Min.
praktische Prüfungsfächer    
1. Textverarbeitung 45 Min.
2. fallbezogene Rechtsanwendung (= mündliche Prüfung) max. 45 Min.
Das zeichnet uns aus

Im Bildungsgang Justizfachangestellte/r stehen zwei Ziele im Vordergrund der pädagogischen Arbeit:

  • Die Schülerinnen und Schüler sollen sich durch den Erwerb von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und bürger-/kundenorientiertem Verhalten zu erfolgreicher Tätigkeit in deutschen Gerichten sowie für das Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung qualifizieren.
  • Die Schülerinnen und Schüler sollen durch den Erwerb von Methodenkompetenz im Sinne von Lern- und Arbeitstechniken die Grundlage für lebensbegleitendes Lernen erlangen, die nicht nur zum Prüfungserfolg, sondern auch zur Anpassungsfähigkeit an sich ändernde berufliche Anforderungen beiträgt.
Aktivitäten aus dem Bildungsgang

Aktuelle Projekte/Aktivitäten

  • Flächendeckender Einsatz von Schülerevaluationen zur kontinuierlichen Verbesserung des Unterrichts (SEfU).
  • Weitere Intensivierung der Kooperation zwischen den Ausbildungsgerichten und dem BKaL (z.B. durch Theorie-Praxis-Austausch zwischen Fachlehrerinnen und –lehrern des BKaL und dem OLG).
  • Überarbeitung der didaktischen Jahresplanung im Hinblick auf eine nutzerorientierte Integration des DV-Unterrichts in den Fachunterricht.
  • Verstärkung der Europaorientierung insbesondere im Fach Politik. 
Hier finden Sie aktuelle und ältere Berichte aus unserem Bildungsgang:
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner
Klaus Schroeder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Abteilungsleiter
Katrin Grafe Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Bildungsgangkoordinatorin
Anmeldeverfahren und Einschulung

Die Anmeldung der Auszubildenden erfolgt durch die Ausbildungsgerichte über Schüler Online.

Die Auszubildenden tragen einen einmaligen Kostenbeitrag, der zu Schuljahresbeginn durch den Klassenlehrer bzw. die Klassenlehrerin bekannt gegeben wird. Dieser Betrag deckt einen Teil der Unterrichtsbücher, die Kopierumlage und sonstige Auslagen während der gesamten Ausbildungsdauer ab.